Dienstag, 27. Januar 2015

... eine Bahnfahrt, die ist lustig...

Hier mal etwas außerhalb von meinen Seiten

Am 24./25. 01.2015 hatte ich mit meiner Frau in Hamburg etwas zu erledigen.
Wir entschlossen uns die Deutsche Bahn zu benutzen, da die Witterungsbedingungen nicht ganz klar waren. Das haben wir erlebt:
1. Zug: Gerolstein Köln
07:00Uhr Die Zugnummervon Anzeige im Zug und unserer Fahrkarte simmen nicht überein. Aber es werden doch nicht 2 Züge im Abstand von einer Minute Richtung Köln fahren? In Köln hatte dieser Zug ca. 8 min Verspätung.
2. Zug: IC 2310
Der IC hat bis zu einem Zwischenfall bis kurz vor Lemförde bereits 15 min Verspätung angesammelt.
Es gibt einen Knall und nach kurzer Zeit einen weiteren Knall. Der Zug bremmst langsam ab und kommt zum Stillstand. Später wird mir meine Frau berichten, dass sie Teile vom Zug wegfliegen sah.

Hier kommen wir gegen 11:45 zum Stillstand.
Eine Lautsprecherstimme meint "Eisplatten hätten unter dem Zug Schotter hochgewirbelt und man müsse kontrollieren, ob der Zug beschädigt ist."
Personal huscht um den Zug. Nun die Meldung: "Der Zug ist nicht beschädigt, wir fahren in Kürze weiter". Der Motor heult auf (... modisches Beiwerk unserer Zeit: im IC kann man kein Fenster mehr öffnen, die Klimaanlage funktioniert nur mit laufendem Motor). Der Motor wird wieder abgestellt (Das sollte für längere Zeit unsere letzte Frischluftzufur bleiben). Wieder die Stimme: "Der Zugführer muss nur noch die Bremsen lösen, dann geht es weiter". Nach weiteren Minuten: "Es geht gar nicht mehr weiter, ein 2. IC wird kommen und uns mitnehmen.
Der 2. IC trifft ein, kurz danach tritt ein ohrenbetäubendes fiepen ein. Die Stimme: "Wir bauen jetzt Brücken in Wagen 3 und Wagen 10 damit sie ungehindert den Zug wechseln können".
Wagen 10? Das sind wir (!), ich schaue zum Fenster hinaus, keine Tür vom gegenüber haltenden IC steht unserer gegenüber. 
Ich muss mal, streiche durch den Zug, über allen Toiletten blingt "defekt". Ach ja, der Motor läuft ja nicht, also auch kein Clo!
An der hinteren Tür unseres Wagons stehen Treppchen bereit, die Tür steht offen und verursacht dieses entsätzliche Fiepen.
Da ist die Stimme wieder: "Um den Zug evakuieren zu können, benötigen wir einen Notfallmanager, der ist von Dortmund mit dem Auto zu uns unterwegs, da er noch mindestens 20 min braucht, muss der IC gegenüber weiterfahren und kann nicht warten. Irgendwann scheint dann der Manager eingetroffen zu sein: "Der Notfallmanager hat entschieden: zuerst muss die Oberleitung über dem Nachbargleis stromlos gemacht werden, bevor wir evakuiert werden können". Hää? Ich laufe doch in jeder großen Stadt unter Oberleitungen der Strassenbahn über Gleise hindurch?
Der Motor vom Zug heult kurz auf (Luft!!!), wir fahren ca. 50 m forwärts...

 Aha: wir sind im Bahnhof  Lemförde, das hatte uns die Stmme nicht gesagt. Vermutlich setzte man voraus, dass jeder Fahrgast ein Smartphon besitzt und sich längst über Google informiert hat, wo man gerade ist.


Zugpersonal rennt mit Stangen den Bahnsteig 
 entlang, vermutlich zum erden der Oberleitung.












Ein Traktor mit Sreuaufsatz, streut Salz auf den Bahnsteig.
Die Stimme meldet sich wieder: "Es sind zu wenig Feuerwehrleute da, Verstärkung ist angefordert, aber das kann dauern.
Meine Frau und ich müssen mal !!! Der Motor läuft nicht, also keine Luft und kein Clo.
Ein kleiner Junge hält ein selbstgemaltes Schild ans Fenster: "ICH WILL HIER RAUS".
Zugpersonal steht auf dem Bahnsteig und winkt ihm freundlich zu.
Ein Feuerwehrmann mit Helm und Visier kommt in den Wagen, gefolgt von einem Sanitäter mit Silikonhandschuhen: "Wo ist die Mutter mit dem Kleinkind, dass keine Luft mehr bekommt?
Ein Mann sellt sich ihnen in den Weg: "Ich will jetzt wissen was los ist"! Der Feuerwehrman zu ihm:
"Gehen sie bitte beiseite, sie Stöhren die Evakuierung".
Der Feuerwehrmann spricht Mütter mit Kindern an, sie mögen sich in Wagen 3 begeben.
Kurz darauf meldet sich die Stimme wieder: "Es wird nur einen Ausgang geben, in Wagen 3, keine Panik, wir haben Zeit".
Irgendwann stehen wir auf und folgen der Masse Richtung Wagen 3.


Es hat also Stunden gedauert um diese schöne Brücke zu bauen. Als ich an der Reihe bin, reist man mir meine Tasche weg. Ich will sie behalten, weise darauf hin das ich auf dem Bau arbeite und mit solchen Stegen vertaut bin. Nein! Eine Kette von Feuerwehrleuten reicht meine Tasche über die Gleise und ich darf gehen.


Vor dem Bahnhof steht das DRK und bietet kostenlos Kaffee an. Wir fragen nach einer viel wichtigeren Toilette. Die hat man im Eifer des Gefechts volkommen vergessen. Wir sollen in ein nahes Einkaufzentrum gehen.


Auf dem Weg dort hin sehen wir Busse. Wir fragen einen Feuerwehrmann was wir machen sollen. Er rät uns in einen solchen Bus nach Bremen zu steigen, von dort fahren öfters Züge nach Hamburg.
Wann hier der nächste IC Richtung Hamburg hält um den Rest Fahrgäste aufzunehmen weis keiner.
Wir suchen und finden erst mal das Clo.


Feuerwehr, DRK und Notstromaggregat nur ein Dixi hat man vergessen.
Als wir wiederkommen sind die Busse weg. Aber ein IC ist eingetroffen, der uns nach Hamburg bringen soll.
Auf dem Weg dort hin treffen wir einen mobilen Getränkeverkäufer aus unserem Zug, der seinen Rollwagen allein durch die Unterführung schleppen muß, dafür sind die umherstehenden Feuerwehrmänner nicht zuständig. Die warten noch auf einen vergessenen Rollstuhl, so das sich unsere Abfahrt weiter verzögert.
Inzwischen ist auch der Verkäufer im Zug angekommen. Die Leute möchten Getränke. Er lehnt ab, er darf hier, in diesem IC, nichts verkaufen. Irgend jemand murmelt: "Typisch Deutschland". Der IC setzt sich in Bewegung...

Bericht der MK Kreiszeitung über diesen Vorfall

Zug 4 und 5
Die Regionalbahn in Hamburg scheint auch von Verspätung gemartert zu sein. Beide Züge sind unpünktlich. Die Wege zu unserem Zielbahnhof sind nicht gestreut. Warscheinlich gibt es hier keine Unglücksmanager.

Zug 6
Da kein Anschluss mehr stimmt, bekommen wir im Hauptbahnhof einen neuen Plan für die Rückfahrt bis Köln. Wir steigen in einen Zug der Östreichischen Staatsbahn, der uns nach Hanover bringen soll, dort müssen wir wieder nach Wartezeit umsteigen. Der Zug besteht zur Hälfte aus Liegewagen, der Rest sind Abteilwagons. Das begrüßungs Stimmchen, weist darauf hin, dass alle die keine Platzkarte haben, nachzahlen müssen, oder Wagen 5. Als wir dann vom Personal kontrolliert werden, weisen wir darauf hin, dass wir ja eigentlich schon Platzkarten bezahlt haben, nur nicht für diesen Zug. Hilft nichts: Wagen 5 (!), wie fast alle Fahrgäste, die sich in den Abteilen verteilt haben.
Nun sitzen wir wie die Heringe in Wagen 5 gequetscht.
In Hanover entleert sich Wagen 5 gründlich. Der Platzverweis aus den anderen Abteilen war fast sinnlos und reine Willkür, da niemand einem Platzkartenbesitzer den Sitzplatz vorenthalten hat.

Zug 7
Der IC Berlin - Köln ist halb leer und baut wärend unserer Fahrt aus unerfindlichen Gründen ca. eine halbe Stunde Verspätung auf. Gegen 02:30 sind wir dann in Köln. Nun heist es warten bis 06:10, nann fäht der erste Regionalzug nach Gerolstein.
Auf dem Bahnhof zieht es. Der Wartesaal ist zugeschlossen. Selbst die Polizei weis nicht warum. Teilweise drücken wir uns in Lokalen rum, die noch offen haben.

Zu 8
Der Zug zurück nach Gerolstein war der einzige der pünktlich fuhr. So schnell werden wir sicher keine Bahnreise mehr unternehmen.

Was mich so geärgert hat:
Die "Defekthexe" kann überall mal drin stecken. Vor 30 Jahren wären wir einfach aus dem Zug ausgestiegen und in den nächsten wieder eingestiegen. Wir wären nicht 4-5 Stunden im Zug festgehalten worden, bis uns ein riesiger Pulk von Feuerwehrleuten befreit. Man konnte damals in den Zügen für frische Luft einfach das Fenster aufmachen. Auch kleine Bahnhöfe hatten Toiletten.
Ein Wartesaal sah vor 30 Jahren schlechter aus als heute, war aber offen. Wenn ich damals keine Platzkarte hatte muße ich aufstehen, wenn einer kam der für diesen Platz eine hatte, und mich nicht aus reiner Willkür mit allen anderen Fahrgästen in einen Wagen pressen lassen.

23.02.2015 Nachspiel

Vor ca. 1 Woche traf ein Brief der Bahn bei uns ein, wir sollen die Zugnummer des IC, der uns in Lemförde aufgenommen hat, mitteilen. Da wir diese natürlich nicht wußten, haben wir bei der zuständigen Stelle angerufen. Eigentlich müßte für diesen Vorfall auch ein Protokoll vorliegen in dem die Zugnummer steht.
Heute nun kam unsere Entschädigung: Ein Viertel des Fahrpreises. Eine beigelegte Kaffeerechnung vom Kölner Haubtbahnhof in dem wir vor verschlossenem Warteraum stundenlang auf den nächsten Zug warten mußten fand keine Beachtung. Überhaupt fehlte die Einsicht, dass die Wartezeit eine Folge der ausgelösten Kettenreaktion des defekten IC2310 war. Und selbstverständlich gab es keine Erklärung warum der Warteraum verschlossen war. "Typisch Deutschland", wie schon der Fahgast im unbekannten IC nach Hamburg bemerkte...